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Warum man sein Leben besser nicht an der Astrologie ausrichtet

Jedem schmeichelt es, wenn sie oder er über sich in der Zeitung liest. Deshalb sind Tageshoroskope in Zeitungen von jeher so beliebt und werden es vermutlich auch bleiben. Daran ist nichts auszusetzen, denn kaum jemand nimmt sein Tageshoroskop so ernst, dass er oder sie sein oder ihr Leben danach ausrichtet. Es gibt jedoch nicht wenige Menschen, die andere Formen der Astrologie, beispielsweise ein persönliches Horoskop oder die Beratung durch einen „professionellen“ Astrologen, durchaus ernst nehmen und ihr Leben zu einem gewissen Grad danach ausrichten. Es ist jedoch ratsam, aus folgenden Gründen eine kritische Distanz zur Astrologie zu wahren.

Zum einen erteilen Astrologen und in den letzten Jahren auch immer mehr Verfasser sogenannter Mondkalender medizinische Ratschläge auf astrologischer Basis. Aussagen mit medizinischem Bezug stützen sich dabei auf das sogenannte „Oben-Unten-Prinzip“, d.h. die Annahme, dass bestimmte menschliche Organe einen verstärkten Bezug zu bestimmten Planeten und Tierkreiszeichen hätten. Gewisse Zeiten seien somit günstig oder ungünstig für Operationen oder Zahnbehandlungen, je nachdem, in welchem Tierkreiszeichen sich ein bestimmter Planet gerade aufhält. Dass solche Ratschläge von Menschen ernst genommen werden, zeigen Berichte aus Ordinationen, Therapiezentren, etc. Das Oben-Unten-Prinzip ist jedoch nichts weiter als eine esoterische Annahme der jegliche reale, wissenschaftliche Basis fehlt. Weder gibt es Studien, die einen solchen Zusammenhang belegen würden, noch gibt es einen Mechanismus, der die Wirkung z.B. des Mondes auf den menschlichen Körper plausibel erscheinen lässt. Daher kann nur der dringende Rat erteilt werden, medizinischen Aussagen der Astrologie bzw. der Mondkalender niemals Folge zu leisten. Operiert und behandelt werden muss dann, wenn es medizinisch angebracht und notwendig ist und wenn es in den Tag-Nacht-Rhythmus des Chirurgen oder die Öffnungszeiten des Zahnarztes passt und nicht dann, wenn der zunehmende Mond im Sternbild Schützen oder sonst wo steht.

Mehr als bedenklich ist es, wenn sich Menschen in schwierigen Lebenslagen in die Beratung eines Astrologen begeben. Jemand mit ernsthaften psychosozialen Problemen oder in schwierigen Lebenslagen braucht professionelle Hilfe eines Psychotherapeuten oder Lebensberaters. Zwar erfreut sich der Zweig der „psychologischen Astrologie“ in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten steigender Beliebtheit, das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die psychologische und psychotherapeutische Ausbildung von Astrologen weit gegenüber jener von anerkannten Psychotherapeuten hinterherhinkt. Durch die astrologische Beratung kann eine professionelle Lebenshilfe oder Therapie entweder verschleppt oder im schlimmsten Fall gänzlich unterlassen werden. Da sich Astrologen ihre „Leistung“ durchaus auch etwas kosten lassen, ist das Preis-Leistungs-Verhältnis der Beratung mit Sicherheit zu ungunsten des Hilfesuchenden. Astrologische Beratung ist ein Nepp, da einem unter Umständen beträchtlichem Honorar keine brauchbare Leistung gegenüber steht. Aus diesen Gründen eignet sich Astrologie übrigens auch nicht zur Unterhaltung, Formaten wie z.B. den „Ö3 Sternstunden“ muss daher mit einer gesunden Portion Skepsis begegnet werden.

Ebenfalls einiger Beliebtheit erfreuen sich sogenannte Wirtschaftsastrologen. Diese machen Prognosen für die Entwicklung am Arbeitsmarkt oder der wirtschaftlichen Konjunktur, beraten Unternehmen z.B. bei der Personalauswahl, strategischen Entscheidungen, Wahl von (Gerichts-)Terminen, ja sogar bei der Wahl des Gründungsdatums einer Firma, um die Sterne günstig zu stimmen! Zumindest Letzteres mag zwar unbedenklich sein, aber bei der Auswahl von Personal aufgrund von Horoskopen oder mit dem Rest der Belegschaft „zusammenpassenden Sternzeichen“ sollte sich der Spaß aufhören. Zwar sind bisher nicht zuletzt aufgrund der schwierigen Beweissituation keine solchen Fälle vor Gericht gelandet, jedoch dürfte hier ohne weiteres der Tatbestand der Diskriminierung vorliegen, denn niemand hat Einfluss auf seinen Geburtsort und -zeit. Da es immer wieder Berichte von Unternehmern gibt, die eine solche unethische Praxis unumwunden zugeben, dürfte jedoch die Dunkelziffer hoch liegen.

Firmenmanager treffen auch viele andere wirtschaftliche oder strategische Entscheidungen aufgrund astrologischer Gegebenheiten, die bestenfalls eine Zufallstrefferquote aufweisen. Da Wohl und Wehe von Mitarbeitern auf das Spiel gesetzt werden, ist eine irrationale Entscheidungsbasis abzulehnen.

Schließlich muss festgehalten werden, dass die Astrologie zur Kritiklosigkeit erzieht und zu einem Abschieben von Verantwortung verführt. Den Eindruck zu Vermitteln, dass unsere Charaktere und Lebensgeschicke durch die Sterne auch nur annähernd vorherbestimmt seien, ist nichts anderes, als unseren eigenen Handlungsspielraum ungebührend einzuschränken. Aus all diesen Gründen ist es besser, sein Leben nicht an der Astrologie auszurichten.

Vielfach unbekannt ist, dass es eine Reihe von wissenschaftlichen Studien und Untersuchungen rund um die Astrologie und die behaupteten Wirkungen des Mondes gibt. Es gibt keine einzige Studie, die eine zentrale Aussage der Astrologie reproduzierbar belegt hätte. Wer dennoch behauptet, die Astrologie sei eine Wissenschaft oder wissenschaftlich belegt, ignoriert eine breite Palette von Arbeiten, die zu genau gegenteiligem Schluss kommen. Daher ist die Astrologie dort eine Pseudowissenschaft, wo sie einen wissenschaftlichen Anspruch erhebt, und Esoterik, wo sie diesen Anspruch nicht erhebt. Eine umfangreiche Sammlung von Studien zur Astrologie sowie eine eingehende Diskussion der Irrtümer der Astrologie findet sich im Internet unter http://www.diesterne.at. Eine ähnliche Sammlung über behauptete Wirkungen des Mondes und deren Widerlegung findet sich auf http://www.dermond.at.

Stefan Uttenthaler, Wien